„Der Teufel ist auf dem Weg zu Ihnen, Frau Wagner.“ – Über 20 Jahre sind vergangen, seit drei grausame Morde in Julia Wagners niedersächsischer Heimat als „Teufelsmorde“ Schlagzeilen machten. Doch jetzt taucht eine nach gleichem Muster zugerichtete Leiche auf. Eine Jugendfreundin Julias gesteht die Tat, bevor sie sich das Leben nimmt. Von der Unschuld ihrer Freundin überzeugt, beginnt Julia eigene Nachforschungen in einer verschworenen Dorfgemeinschaft, von der sie nie ein Teil war und die alle und alles von „draußen“ als Bedrohung betrachten. Während ihrer lebensgefährlichen Suche nach Antworten macht sie sich mächtige Feinde und erfährt dabei unfassbare Dinge über ihre eigene Vergangenheit. (Klappentext)
Zum Inhalt:Im Jahr 1989 werden im beschaulichen Vierhundert-Seelen-Dorf Wittenrode drei Leichen gefunden. Hingerichtet, auf einem Altar, der unter einem umgedrehten Kreuz steht und mit einem in die Haut geritzten Pentagramm. Schnell scheint der Täter gefunden, doch er streitet alles ab und bringt sich schließlich in seiner Zelle um. Mehr als zwanzig Jahre später scheint die Geschichte sich zu wiederholen. Mitten in der Nacht steht Kerstin Jakob auf der Straße, hält den Dorfpolizisten an, der in dem Moment auf Streife ist, und gesteht ihm, dass sie ihren Mann Jürgen umgebracht hat. Er liegt im Wohnzimmer, genauso wie die Leichen von zwanzig Jahren, mit durchtrennter Kehle und einem Pentagramm. Kerstin kann sich an die Tat kaum erinnern, doch sie gesteht, wird verhaftet und erhängt sich noch vor der Verurteilung in ihrer Untersuchungshaftzelle.
Julia Wagner ist im Waisenhaus von Wittenrode aufgewachsen, zusammen mit ihren drei Freunden Kerstin, Eva und Greger. Bis auf Kerstin haben alle Wittenrode verlassen und Julia hat sich geschworen nie wieder einen Fuß in das Dorf zu setzen. Sie ist ins nahegelegene Hannover gezogen und hat dort eine beachtliche Karriere bei der Polizei hingelegt, bis sie den Dienst quittierte. Doch als Pastor Jordan, der Leiter des Waisenhauses, Julia anruft und ihr erzählt, dass Eva und Greger ebenfalls kommen macht Julia sich auf den Weg. Keiner der drei will glauben, dass Kerstin zu einem Mord in der Lage war und so beginnen sie auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Doch den Dorfbewohnern gefällt das wenig. Keiner sieht die drei Fremden gerne und alle haben gehofft, dass sie nach der Beerdigung wieder fahren würden, doch das passiert nicht. Immer mehr dunkle Geheimnisse und menschliche Abgründe kommen zum Vorschein, die in Wittenrode todgeschwiegen wurden. Hier scheint es eigene Gesetze zu geben, denn in Wittenrode war das schon immer so und einzig und allein die Fassade und der Frieden im Dorf zählen. In diese Welt entführt uns Tanja Noy.
Meine Meinung:
Zu Beginn war es wie eine dieser Kriminalserien im Vorabendprogramm. Zeit und Ortangabe und dazu kurze Schnipsel der Handlung. Schnell wurden einige Personen aus der Sicht eines vorgestellt, Leute aus dem Dorf, Ermittler aus der Stadt. So erfährt der Leser nicht nur das, was Julia und ihre Freunde heraus finden, sondern weiß ein bisschen mehr. Lange nicht genug um Julia die Antworten auf all die offenen Fragen geben zu können aber doch genug um sie warnen zu wollen. Trotz der Distanz, die durch diese Erzählweise bleibt, passiert so viel grausames und es tun sich so viele Abgründe auf, dass man sofort so tief in der Geschichte steckt, als wäre man selbst nach vielen Jahren wieder an diesen sonderbaren Ort zurück gekehrt.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte wie es weiter geht. Beim Lesen hatte ich so viel Fragen und Ideen im Kopf. Immer wieder war ich schockiert, was für grausame Dinge in diesem kleinen Dorf geschehen und wie alles daran gesetzt wird, dass nichts davon nach außen dringt. Die Kapitel sind so kurz, dass es kein Problem ist mal eben zehn oder fünfzehn Minuten Pause zu machen und ein bisschen lesen zu können, sofort ist man wieder in der Geschichte drin. Sehr gefallen hat mir auch, dass die Kapitel nicht nur Nummern sondern richtige Überschriften haben, sodass es gleich noch ein bisschen spannender war. So zum Beispiel „Das kann er doch nicht machen!“.
Nicht so gut haben mir die vielen Leichen im späteren Verlauf gefallen. Am Anfang entstand so noch Spannung, weil das Böse im Dorf umging und diese bedrohliche Atmosphäre sich ausweitete, doch irgendwann habe ich wirklich den Überblick verloren, wer denn jetzt unter welchen Umständen verstarben. Dies ist dann aber auch wirklich der einzige kleine Kritikpunkt
Meine Empfehlung:
Es handelt sich nicht um einen Roman, auch nicht um einen Krimi sondern um einen Thriller. Wer es spannend mag und kein Problem damit hat, die dunkelsten Seiten einer Dorfgemeinschaft zu entdecken, in die man hineingeboren wird und auch stirbt, in der niemand von außen gewollt ist und auch nichts nach außen dringen darf, in der gelogen, betrogen, hintergangen, gemordet und vertuscht wird, dem kann ich das Buch wirklich empfehlen. Ich würde es jeder Zeit noch einmal lesen.
Dieses Buch habe ich kostenlos als Rezensionsexemplar über Blog dein Buch bekommen. Der Titel „Teufelsmord“ von Tanja Noy ist bei Mira Taschenbuch erschienen. Vielen Dank für die Möglichkeit eine Rezension über dieses Buch schreiben zu dürfen.