Die ersten zwei Wochen des Dezember sind um und somit auch die Zeit des gemeinsamen Nähens. Nicht mehr auf den Post freuen, überlegen wie man es umsetzen will und dann in der Mittagspause oder am Abend endlich nähen. Worum es geht? Wie auch schon in den letzten Jahren gab es bei Farbenmix eine Adventskalendertasche. Im letzten Jahr habe ich alles an einem Tag nachgeholt. Vielleicht erinnert ihr euch noch an den Fünffachorganizer für mein Ovizubehör. In gewisser Weise habe ich aber den halben Spaß verpasst, denn ich wusste ja genau was auf mich zukommt und konnte so mein Projekt wie jedes andere planen. Dieses Jahr war ich dann gleich von Anfang an mit dabei. Ich wusste also nicht, wie die Tasche am Ende aussehen würde. Ich wusste nur, dass es ein Shopper bzw. eine praktische Tasche für den Einkauf werden würde. Weitere Hinweise lieferte lediglich die Materialliste - aus dem Kopf wusste ich, dass ich alles da habe und so konnte es ohne weiter Vorbereitung gleich los gehen. Dank Maßangaben, Rollschneider und Lineal musste ich noch nicht einmal drucken.
Meinen jeweiligen Tagesstand gab es ja bereits bei Instagram zu sehen aber die ganze Tasche war bisher noch ein Geheimnis. Bald wäre es mit dem Post heute auch nichts geworden, denn nachdem alle Fotos fertig waren, Stativ und Lampen weg geräumt waren ging es an den Laptop und sie waren alle blau. Also so richtig quitschig blau. Bis auf zwei drei Fotos konnte ich es glaube ich ganz gut retten. Wäre ja auch zu schön, wenn es nur diese Tasche gewesen wäre aber nein, ich hatte da noch zwei drei andere Sachen liegen. Jetzt aber genug gejammert, immerhin wollte ich ja die Tasche zeigen, die den passenden Namen "Packs ein" trägt. Wobei. Büdeltasche hätte ich noch besser gefunden. Das kennt man nämlich hier in OWL auch - zumindest da wo Platt gesprochen wird.
Die Tasche ist wirklich riesig und wollte kaum in die Fotobox passen. Bei dem Wetter wäre es anderswo aber auch schwer geworden. Gleich am ersten Tag ging es um die Entscheidung ob das Außenteil geteilt werden soll. Natürlich! Und eine Paspel muss auch unbedingt rein. Der Rest Leder von meinem König und dem Rucksack für die Nachbarin den ich offenbar bei meiner Tasche für die Ovi noch nicht aufgebraucht habe kam nochmal zum Einsatz. Da am Anfang noch nicht klar war, dass noch ein Boden folgen würde und die Mengenangaben doch gerne mal großzügiger berechnet sind dachte ich, dass das schon passen würde. Tja. Aber da kam noch ein Boden und der wollte natürlich nicht mehr auf mein Leder passen.
Ja, die Farbe kommt so gar nicht hin, aber man erkennt dafür schön, wie ich aus der Not heraus den Boden gestückelt habe. Einen schmalen Streifen hatte ich noch und dazu ein breites Stück. Das breite Stück war natürlich zu kurz. Mit dem Streifen habe ich dann in der Mitte ein Stück eingesetzt. Leider hat das noch immer nicht reichen wollen und ich musste kleine Fitzel ergänzen. So besteht der Boden nun aus insgesamt fünf Teilen. Mit dreien hätte es mir noch besser gefallen, aber auch so hat es was. Anders als bei den Seitenteilen habe ich hier die Nahtzugaben jeweils nur zu einer Seite gelegt und abgesteppt. So erschien es mir noch etwas stabiler und auch dichter, denn es besteht die realistische Möglichkeit, dass die Tasche mal auf dem Boden steht.
Wir waren bei den Seitennähten, richtig? Ich glaube die habe ich das erste mal so nach Außen gesteppt. Wenn ich einen Seitenstreifen gestückelt habe, dann mache ich das öfter, weil es schöner liegt, aber so als Dekoelement könnte ich mich gerade nicht bewusst daran erinnern. Gefällt mir aber sehr gut.
Das Einnähen eines Reißverschlusses kann man sich komplett sparen, was auch definitiv etwas für sich haben kann. So gibt es statt dessen gleich zwei Tunnelzüge. Ich habe mich jeweils für die Version mit Stoffstreifen und gegen die Option mit Ösen zu arbeiten entschieden.
So konnte ich mir nicht nur den Gang in den Keller zu Hammer und Brettchen sparen (der Aufsatz für die Zange steht definitiv ganz weit oben auf dem Wunschzettel, aber auch mit der Methode von meiner Oma bin ich bisher gut zurecht gekommen) sondern hatte gleich noch einen hübschen Abschluss für die obere Kante. Bei so viel blau wollte ich das Grün gerne noch einmal aufgreifen.
Denn auch die Kordel - eigentlich ein Schuhband - und die Stopper - von einer alten Jacke - waren schon wieder blau. Ich mag blau ja wirklich aber ich greife eben gerne Farben aus meinem Hauptstoff wieder auf und grün ist eben auch sehr schön.
Am Montag war die Tasche schon im Einsatz und für mich trägt sie sich einfach schöner, wenn der Tunnelzug nicht zugezogen ist. Dadurch rücken die Träger so dicht zusammen und sie bekommt etwas recht sackiges. Ich habe sie also oben einfach offen gelassen, was zumindest im Stoffladen kein Problem ist. Wenn Wertsachen in der Tasche sind sieht das schon anders aus. Da würde es sich vielleicht anbieten das Innenfach mit einem Reißverschluss zu versehen.
Okay. Da habe ich mich wohl verrannt, aber dann gucken wir uns die Tasche eben erst von innen an. Hier habe ich mich für die Reste des Innenstoffes von der Reisetasche XXL für die Lieblingsnachbarin entschieden. Der hat auch nur so eben gerade und mit Stückeln gereicht, aber so konnte ich wenigstens einige Reste vernähen und bin vom Ergebnis zudem auch noch richtig begeistert.
Die Innentasche besteht aus einem aufgesetzten Stück des Außenstoffes und ebenfalls geblümten Webband. So ganz ohne Webband kann ich ja immer nur schwer. Dazu kommt noch ein Schlüsselfinder. Die nähe ich ja auch gerne aus Webband aber bisher habe ich immer noch Schrägband dazwischen gefasst. Diese Variante ist zwar um einiges schneller genäht aber ist zumindest mit diesem großen Karabiner (mir ist erst später aufgefallen, dass ich tatsächlich genau die Version aus dem Video nachgenäht habe) nicht frei von Tücken. So hat sich die Schraube vom Gelenk des Karabiners an den Fäden auf der Rückseite des Webbandes verfangen. Beim befreien sind einige der Fäden gerissen. Ich hoffe sehr, dass das keine Probleme bereiten wird, denn das wäre sehr schade. Ich denke, das das mit einem Karabiner wie am Schlüsselband oder einem Ring weniger Probleme macht.
Wie bereits erwähnt hat der Stoff für den Boden, von dem man ja aufgrund des Adventskalenderprinzipes zu Beginn des Nähens noch nichts wusste, auch nicht ganz reichen wollen. Hier habe ich ebenfalls gestückelt. Aus drei Teilen hat dieses mal aber gereicht und auch auf das Absteppen habe ich nicht verzichtet. So legt sich alles schön und sieht meiner Meinung nach ordentlicher und irgendwie gewollter aus.
Richtig schön ordentlich hat dieses mal auch das Annähen der Träger geklappt. Bei der Tasche für die Nachbarin hatten sich Innen- und Außenstoff ja leicht gegeneinander verschoben. Das ist dieses mal nicht passiert. Aber auch nur, weil ich einfach mutig gesteckt habe. Dieser Stoff ist zwar beschichtet aber um einiges weicher und mit dem Fingernagel ließen sich die Löcher wieder zuschieben. Bei festen beschichteten Stoffen klappt das leider nicht, daher war ich letztes mal zu vorsichtig.
Bei den Trägern hätte man sich wohl auch für eine Variante entscheiden können, aber manchmal finde ich Umhängetaschen sehr praktisch, aber es hat gerade im Gedränge auch etwas, wenn man die Tasche in die Hand nehmen kann und so weniger Leute anhaut oder sich besser durchquetschen kann. Zudem lässt sie sich bepackt mal in der einen und mal in der anderen Hand tragen. Mit Schultergurt und normalen Hänkeln ist man einfach flexibler.
So gab es eine bunte Mischung an Gurtband. Für die einfachen Hänkel habe ich mich an die Empfehlung von 2,5 cm gehalten was wirklich recht angenehm ist. Zudem war hier ausreichend Material vorhanden. Ein kleines Reststück mit 3 cm war da auch noch und dazu passende D-Ringe. So konnte ich die Befestigung für den Schultergurt ebenfalls annähen. Hier achte ich hätte ich nur noch Gurt in 5 cm aber keine passenden Karabiner, die hatte ich dafür in 4 cm da. Ja. Gurtband habe ich wirklich einiges angesammelt in den Jahren. Beim genaueren Hinsehen lag da aber so eine dubiose weitere Rolle mit Gurtband und es war tatsächlich das passende um doch sofort einen Schultergurt nähen zu können. Dieser ist dieses mal ganz schlicht. So kann ich ihn auch an anderen Taschen verwenden. In der Regel trägt man ja nicht alle seine Taschen mit sich herum. Daher finde ich einen Gurt zum Austauschen sehr praktisch.
Damit der Gurt sich auch problemlos austauschen bzw. mit anderen Taschen kombinieren lässt habe ich ihn komplett in blau genäht. So passt er sich schön an. Im Gegensatz dazu bin ich beim Aufnähen der kurzen Träger dem Grün treu geblieben. Wie auch die Nähte entlang der Teilung oder der Seitennaht habe ich hier auf einen Farbakzent gesetzt.
Als es am zweiten Tag um das Betüddeln der Tasche ging wollte ich kein Webband etc aufnähen, da mir der Stoff schon bunt genug war. Aber ein kleiner Taschenbaumler sollte es dann doch sein. Diesen habe ich einfach mit einem kleinen Webbandfänchen befestigt. Nur beim Annhähen des D-Ringes für den Schultergurt mit unterschieben und fertig.
Die Adventskalendertasche dieses Jahr ist aber nicht einfach nur ein Shopper sondern viel eher ein kleiner Seesack. Denn neben dem Tunnelzug gibt es noch einen Einsatz mit einem zweiten Tunnel. Dieser ist mir viel lieber, denn die Tasche wird dadurch nicht gerafft sondern bleibt oben breiter. So ziehen sich die Träger nicht zusammen und sie wirkt weniger Sackartig. Durch diesen Einsatz gewinnt sie noch einmal an Größe und lässt sich doch mit einem Handgriff verschließen.
Für den Einsatz habe ich wieder einen grünen Tunnel genäht. Dieses mal aber in kombination mit einem schlicht blauen Stoff für das "Oberetaschenteil". Diesen habe ich vor zwei Jahren zuletzt vernäht. Damals für meine Greta. Aber auch hier passte er wieder richtig gut dazu - ich mag blau eben. Wie gut, dass im Blüten- bzw. Ornamentstoff bereits verschiedene Blautöne auftauchen. So konnte ich diese einfach aufgreifen und mit grün kombinieren. Kurz hatte ich auch gelbe Schnürrsenkel in der Hand. Sicher hätten die auch gepasst aber blau war dann einfach die sichere Bank und ich mag es sehr. Wie gut, dass sich Bänder schnell tauschen lassen, wenn es mich doch noch überkommen sollte.
Wie groß die Büdeltasche (liebe Sabine, der Name gefällt mir auch total gut und für mich wird sie einfach so heißen, ja?) eigentlich ist wird einem erst bewusst, wenn man sie für die Fotos ausstopft. Neben zwei Kissen ist auch noch eine Fleecedecke darin verschwunden und es wäre noch Platz für mehr gewesen. Aber auch wenn man sie mal neben sich stellt und sie einem bis zum Knie reicht ist klar: Die ist perfekt für Tagesausflüge wie die nächste Gartenreise mit dem Bus! Da passt neben Provian nämlich auch noch etwas zum Handarbeiten, Jacke, Tuch, Schirm und jede Menge mehr rein. Einfach ein richtig hübsches Raumwunder.
Schnittmuster: "Packs ein" die Adventskalendertasche 2016 von Farbenmix (von Sonntag bis Silvester als Freebook erhältlich)
Material: Gurtband, Kunstleder und beschichtete graue Baumwolle mit weißen Punkten von Lisas Stoffe aus Rheda, Ornamentwebware aus der Serie "Beppo" von Swafing, restliche Stoffe aus dem Bestand, Reflektorpaspel aus dem Shop von Fabulatoria, Webband von Farbenmix, Karabiner von alten Schlüsselbändern, Kordelstopper von einer alten Jacke, Kordel/Schnürsenkel sowie Aufnäher für den Taschenbaumler von Action, Karabiner und Versteller für den Schultergurt von Thal-Versand